SchUM entdecken

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    Synagoge Worms

    Synagogenplatz, 67547 Worms

    Objektbiografie

    Material
    Sandstein, Mörtel und anderes Baumaterial. Innen Holz, Eisen, Textil und noch mehr – entdeckt es selbst.
    Datierung
    Erster Bau 1034 (Fragmente im Nachfolgebau erhalten) 1174/75 Neubau; 1212/13 Anbau der ersten bekannten Frauenschul im Judentum; 1938: Im nationalsozialistischen Novemberpogrom wurden Synagoge, Frauenschul und Anbauten zerstört und in Brand gesetzt. Ab 1939 weitere Zerstörung durch Sprengungen. 1957 bis 1961 Wiederaufbau und Einweihung.
    Architektur
    Saalraum über zwei Säulen mit einem Lesepult für die Torah (Bima) in der Mitte und einem Torahschrein. Diese Form der Synagoge wanderte von Worms nach Regensburg, Wien, Krakau und Prag. Frauenschul: Hallenbau mit einer Säule in der Mitte (einstützig).

    Bedeutung für SchUM

    Es handelt sich um die älteste Synagoge Europas. Sie wurde immer wieder zerstört und immer wieder aufgebaut. Juden bewiesen dadurch ihre Verwurzelung und den Willen, in der Stadt zu bleiben. So kam es, dass die Synagoge, von brutal herbeigeführten Unterbrechungen wie der Shoah abgesehen, mehr als 900 Jahre rituell genutzt wurde. Große Gelehrte, die in Worms studierten, unterrichteten und Bücher schrieben, haben zum Ruhm der Gemeinde und der Synagoge als Zentrum beigetragen. Besonders bekannt ist Rabbi Salomon ben Isaak aus Troyes, bekannt als Raschi. Er studierte in Mainz und Worms um 1060. Noch heute besuchen Menschen wegen ihm die Synagoge und den Anbau, die Raschi-Jeschiwa.

    Dieses Objekt ist interessant, weil…

    …hier ganz viel begann, was es vorher in der Architektur nicht gegeben hatte (Synagoge; Benennung der zwei Säulen als Jachin und Boas, nach Säulen im Tempel in Jerusalem; erste Frauenschul). Das Gebäude berichtet bis heute von mehr als 950 Jahren wechselhafter deutsch-jüdischer Geschichte! Lasst euch drauf ein und bleibt mal ein wenig im Gebäude sitzen. Da sind viele Jahrhunderte zu entdecken. Oder setzt euch vor den Eingang in eine der Nischen und schließt die Augen. Hört ihr die Gelehrten diskutieren? Und die Frauen, die singen? Zurück in der Gegenwart werdet ihr viele Touristen treffen, die das Gebäude ebenfalls total spannend finden.

    Bilder

    Männerraum der mittelalterlichen Synagoge, nach einer Lithographie von Abraham Neu, um 1840
    Männerraum der mittelalterlichen Synagoge, nach einer Lithographie von Abraham Neu, um 1840© Stadtarchiv Worms

    Dateien