Veranstaltungen im Rückblick
Reinheit im Judentum: Lehrhaus SchUM, Online, 11. April 2021
Lebendiges Wasser und spirituelle Reinheit
Wasser kann als Synonym für die Thora verstanden werden und Gott selbst ist wie eine Mikwe für Juden. Brunnen, Quellen, lebendiges Wasser speisen die Ritualbäder (Mikwaot). Auf jüdischen Friedhöfen gibt es meist ein Tahara-Haus zur rituellen Waschung der Verstorbenen und der Vorbereitung auf das Begräbnis. Tahara, rituelle Reinheit, und Tumah, rituelle Unreinheit, sind wichtige Konzepte im Judentum. Diese Konzepte werden bis heute diskutiert, hinterfragt, neu interpretiert, adaptiert. Monumentale Ritualbäder und Frauenschuln in Speyer und Worms oder das Tahara-Haus am Heiligen Sand in Worms sind architektonische Antworten auch auf innerjüdische Diskurse um rituelle Reinheit ab dem 12. Jh. Heute sind Mikwaot vielerorts auch Räume für unverheiratete Frauen oder des weiblichen Selbstbewusstseins. Nicht zuletzt: in Zeiten von COVID-19 waschen wir uns alle oft die Hände. Im Judentum gibt es rituelle Handwaschungen. Unter anderem werden auch nach dem Friedhofsbesuch oder vor den Mahlzeiten die Hände mit Wasser übergossen. Dafür gibt es ein spezielles Gefäß mit zwei Henkeln. An diesem Sonntagvormittag diskutierten: Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck, Chasan Jalda Rebling, Prof. Frank Stern (Kulturhistoriker, Wien), Rabbiner Aron Ran Vernikovsky (Jüdische Gemeinde Mainz). Moderation: Dr. Susanne Urban
Nach einer Einführung und filmischen Beispielen von Prof. Frank Stern wurde lebendig, kontrovers, aus verschiedenen Perspektiven, wertschätzend und offen miteinander gesprochen. Es gab spannende Einblicke und ebensolche Aussagen.
»Die Mikwe ist ein Ort des Neubeginns. ... Ist Wasser noch rein? Denken wir an Mikroplastik ... Viele Mikwen bieten kein spirituelles Erlebnis mehr. ... Gott ist eine Mikwe.« (Elisa Klapheck)
»Die Thora ist die Quelle der Mikwe. ... Reinheit - Unreinheit ist eine Dualität wie Licht und Dunkelheit, wie die Erschaffung der Welt und die Dunkelheit. ... Eine Mikwe ist wichtiger als eine Synagoge.« (Aron Vernikovsky)
»Weitergabe von 'Joy to be a Jew'. ... Eroberung eines weiblichen Raumes.« (Jalda Rebling)
»Ich bin kein gläubiger Mensch, auch wenn das andere anders sehen würden, aber sobald ich in Israel ankomme, gehe ich als erstes ins Meer. Das ist meine Mikwe. ... Eine Mikwe ist ein sinnlicher Ort.« (Frank Stern)
Am Ende stimmten alle dem Satz zu: »Reinheit ist ein absolut egalitärer Ansatz, jeder und jede, alle können diese Reinheit erlangen.«
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Digitale Angebote für die einzigartigen SchUM-Stätten
Entdecken und erleben Sie die Innovationskraft der drei jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz seit dem Mittelalter mithilfe einer kostenlosen App (Google und Apple Store).
Mit der SchUM-App erleben Sie die Monumente im Judenhof in Speyer und im Synagogenbezirk sowie den alten jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“ in Worms. Auf der Ziellinie zur erhofften Anerkennung der „SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz“ als UNESCO-Weltkulturerbe Ende Juli 2021 können Sie die einzigartigen Monumente und Friedhöfe in SchUM digital erleben.
Verschiedene Perspektiven auf das Judentum – traditionell, orthodox, liberal - und zum Nachdenken anregende Debatten über die Rolle der Frau, die Reaktion der Jüdischen Gemeinde auf die Kreuzzüge oder die besonderen Bauformen in Worms und im Judenhof Speyer eröffnen sich in dieser App. Sie werden spielerisch, lehrreich und durchaus auch mit witzigen und berührenden Momenten über die Monumente und Friedhöfe geleitet.
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Katalog: ISBN 9783884624029
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Vorträge SchUM e.V.
Wie in den Jahren zuvor - von 2020 abgesehen, als die Pandemie fast alles verhinderte - ist der SchUM e.V. 2021 mit verschiedenen Vorträgen präsent, an Universitäten, an Volkshochschulen, in Jüdischen Gemeinden. Im März 2021 - stets online - an der Uni Bonn/Geografisches Institut; außerdem in der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Im April 2021 für die ZWST Youth and BBYO Partnership, mit jüdischen Jugendlichen aus verschiedenen Ländern.
Das Moreshet-Netzwerk hatte im Mai 2021 sein Seminar. Im Juni gab es einen online-Vortrag für das SMAC in Chemnitz. Im Juli gab es einen Präsenzvortrag in Speyer in Kooperation mit dem Stadtarchiv/Kulturelles Erbe Speyer. Am 20. Juli wurden die Zuhörer/innen der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf mit dem Mythos und der Realität von Worms - Jerusalem am Rhein - vertraut gemacht.
Am 23. September war Dr. Susanne Urban erneut, aber diesmal live, im smac in Chemnitz zu Gast, anlässlich der Chemitzer jüdischen Kulturtage.
Am 24. September gab es das zweite Hybrid-Event von Future for Religious Heritage, an dem mit Susanne Urban auch der SchUM e.V. über einen Videobeitrag teilnahm Video der Konferenz.
Am 27. September waren Fördermitglieder des SchUM e.V. im Jüdischen Museum Worms zu Gast und bekamen eine Führung durch die SchUM-Ausstellung.
Besuch in SchUM
2021 war auch das Jahr, in dem langsam wieder Besuchende nach SchUM kamen.
Wir haben uns über jede und jeden gefreut, aber hier sollen einige Gruppen vorgestellt werden: eine Delegation des Maison Rashi des Troyes und der Tourismuszentrale des Departement Aube-Champagne war bereits zwei Wochen nach Anerkennung der SchUm-Stätten als UNESCO-Welterbe zu Gast in Worms. Eine besondere Verbindung zwischen Besuchenden und Gastgebern, Monumenten und Räumen war hier der große Gelehrte Raschi, der an den jüdischen Lehrhäusern in Mainz und Worms im 11. Jahrhundert studiert hatte. Über weitere, enge Kooperationen wird nun diskutiert.
Am 4. September reisten die Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Frankfurt durch Speyer und Worms, bestaunten die altehrwürdigen Monumente in Speyer, den Friedhof Heiliger Sand sowie die Synagoge und die Ausstellung im Jüdischen Museum Worms. Über den beruflichen Werdeegang von Susanne Urban, die 20 Jahre freiberuflich am Jüdischen Museum Frankfurt tätig gewesen war, wurden alte Verbindungen so wieder aufgefrischt. Der Vorsitzende der Freunde udn Fördererm, Werner D'Inka sowie der einstige Mitgründer und Vorsitzende des Freundeskreises, OB a.D. Anderas von Schoeler, zeigten sich beiendruckt von der Lebendigeit der Vermittlung der SchUM-Stätten.