SchUM und UNESCO

»Jewish cultural heritage forms an integral part of the shared cultural heritage in Europe and therefore requires a common responsibility to preserve it. By ensuring the survival of Jewish historic sites, collective memory would also be preserved. Valuing and having a deeper understanding of Jewish culture and heritage, which reveal significant cross-cultural exchanges and mutual enrichment with other cultures, will also contribute to inter-cultural dialogue, promoting inclusiveness and social cohesion, and combating ignorance and prejudice..«

Council of Europe, Jewish cultural heritage preservation, September 2019

2004: Nach einem Gespräch mit der Jüdischen Kultusgemeinde Mainz-Rheinhessen K.d.ö.R. und dem Verein „Warmaisa“ schlägt der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel dem Land Rheinland-Pfalz vor, für die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste anzugehen. Eine Konferenz und eine Ausstellung zu Juden im Mittelalter in Historischen Museum in Speyer tragen ihren Teil zu der Idee bei.

Seit 2006: Aufnahme des SchUM-Welterbe-Vorhabens in die Regierungserklärungen.

2012: Antrag des Landes Rheinland-Pfalz an die Ständige Konferenz der Kultusminister (KMK) zwecks Aufnahme der SchUM-Stätten in die deutsche Vorschlagsliste.

Seit Juni 2014: Die SchUM-Stätten nehmen in der Reihenfolge der Tentativliste der KMK Platz fünf ein.

2020: Das Land Rheinland-Pfalz übermittelt dem Welterbekomitee das Nominierungsdossier samt Managementplan.

27. Juli 2021: Einschreibung der SchUM-Stätten in die Welterbeliste.

Antragstellung

Das Nominierungsdossier samt Managementplan umfasst mehr als 1000 Seiten! Dahinter stehen viele Akteure, die das Dossier gemeinsam erarbeitet und ihren Teil beigetragen haben, gebündelt und koordiniert durch zunächst das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland Pfalz, seit Frühling 2021 dem Ministerium des Inneren, begleitet v.a. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, den Universitäten Heidelberg und Trier, den Städten und ihren Fachämtern sowie Akteuren in der Denkmalpflege und des SchUM-Städte e.V.
Der Antrag wurde in Paris auf Vollständigkeit geprüft. Ein Experte des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS) begutachtete im September 2020 den Antrag und nahm die Stätte in Augenschein. Es folgte die Empfehlung auf Einschreibung. Am 27. Juli 2021 fiel die Entscheidung!

Wer anerkannt und in der Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen wird, verpflichtet sich langfristig, niedergelegt u.a. im Managementplan, die Welterbestätte zu schützen und sie zugleich zugänglich zu machen, Bildungsaktivitäten durchzuführen etc. Welterbestätten unterliegen dem Monitoring der ICOMOS. Die Verantwortlichen wissen um die Langfristigkeit der Aktivitäten, die mit einer Anerkennung verbunden wären und möchten sich dieser Aufgabe gerne stellen.

Vermittlung und Bewahrung, der konstruktive Austausch zu Fragen der Koexistenz verschiedener Kulturen und Religionen und die Auseinandersetzung mit jüdischen Traditionen und jüdischer Gelehrsamkeit in ihrer Bedeutung auch für die Gegenwart werden einige der Eckpfeiler sein, mit denen wir das Welterbe SchUM beleuchten.

Öffentlichkeit

In Speyer, Worms und Mainz sind jährlich mehrere Zehntausend Besucherinnen und Besucher an dem vielfältigen Erbe von SchUM interessiert.

Die Infrastruktur ist unterschiedlich, sowohl was Übernachtungsangebote als auch die Gastronomie angeht. Für jüdische Besuchende sind alle drei Städte bedeutend, aber die Verweildauer ist begrenzt und unterschiedlich verteilt. Viele zieht es nach dem Besuch nach Frankfurt oder in eine andere Stadt. Touristen, die sich für SchUM und weitere Angebote interessieren, bleiben aus unterschiedlichen Gründen auch als Übernachtungsgäste. In Zukunft werden Angebote für verschiedene Besuchergruppen entwickelt, die sich unterschiedlichen Bedürfnissen öffnen. Bereits eingeführte Veranstaltungen zu den SchUM-Städten sollen ergänzt werden. Aspekte jüdischer Geschichte und der Weitergabe der Traditionen von SchUM in der Zeit der Emanzipation, des Kaiserreiches, der Weimarer Republik, der NS-Zeit bis zum Ende der Shoah, nach 1945 und in der aktuellen Gegenwart können ebenso aufgegriffen werden wie die Frage: »Was bedeutet SchUM heute und mir persönlich?«.

Ob die Neue Synagoge in Mainz, die jüdischen Kulturtage SchUM oder das Museum SchPIRA in Speyer und das Jüdische Museum in Worms mit seiner neuen, auf 5 Jahre angelegten, Ausstellung – Anknüpfungspunkte für zeitübergreifende Entdeckungsreisen in die Bauten und Monumente, die Tradition und Überlieferung der SchUM-Städte, ihre wechselhafte Geschichte, ihre ungebrochene Bedeutung für jüdische Erinnerung und nicht zuletzt einer Annäherung an das jüdische Leben heute gibt es genug.

Der UNESCO-Welterbetitel ist eine zentrale und wichtige Aufgabe, der sich das Land, die Städte, die beteiligten Ministerien, Ämter, Gremien und Einrichtungen gerne annehmen. Es geht auch darum, die Bedeutung dieses Erbes zu vermitteln und zu schützen, die steinernen Zeugnisse zu bewahren und mit Leben zu erfüllen.
UNESCO Website zu SchUM

SWR-Feature vom 18.2.2020 zu SchUM